Interview mit Waschanlagen-Pionier Gebhard Weigele
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Parent Category: News Auto und Verkehr
seinen Wagen zeitaufwändig manuell per Schlauch und Wasser waschen konnte. So entschlossen wir uns, eine Autowaschanlage zu bauen, die man in die Waschhalle einer Tankstelle einbauen konnte. Wir begannen an den Wochenenden unsere Idee umzusetzen.
Frage: Wie haben Sie mit Herrn Sulzberger hinsichtlich Autowaschanlagenentwicklung angefangen? Mit welchen Problemen hatten Sie generell bei der Entwicklung zu kämpfen?
Weigele: Da wir zu jener Zeit nicht an Waschbürsten gedacht haben, haben wir versucht, das Auto mit einem Wasser-Sägemehl-Gemisch abzuspritzen. Das Auto wurde durch den abrasiven Effekt sauber, aber Sägemehl war nicht geeignet, da es mit dem Schmutz schwer wurde und nicht im Waschwasserkreislauf gehalten werden konnte. So haben wir es dann mit Korkmehl versucht. All dieses Material trat jedoch in Ritze und Schlitze des Fahrzeuges ein und war kaum wieder zu entfernen. Wir fingen hinsichtlich der Entwicklung der Auto-Waschmaschine also bei Null an.
Frage: "Wesumat 1" oder auch "Rundläufer" genannt war die erste Anlage, die Sie und Herr Sulzberger gebaut hatten. Wie lief der Waschgang in der ersten Waschanlage ab?
Weigele: Es handelte sich hier um eine Maschine mit einer bis zur Fahrzeug-Dachmitte reichenden Bürste und einer ca. 2 m hohen Seitenbürste. Ein Waschumlauf um das Fahrzeug - daher auch Rundläufer - verbrauchte ca. 45 Liter Wasser. Je nach Verschmutzungsgrad des Fahrzeuges dauerte eine Wäsche ungefähr zwei Minuten, konnte aber auch ausgedehnt werden. Die Waschmaschine arbeitete mit Waschmitteln, die wir nach Rezepten der Chemieindustrie selbst herstellten.
Frage: Wie viel Handarbeit war bei einer Autowäsche damals noch von Nöten?
Weigele: Man musste immer noch den Knopf für Start und Stopp betätigen, um die Maschine zum Laufen und Stehen zu bringen. Au?Ÿerdem mussten vom Mitarbeiter auch erst die Bürsten am Fahrzeug angelegt werden, bevor es gewaschen werden konnte. Somit ist doch in geringem Ma?Ÿe menschliche Arbeitskraft von Nöten gewesen. Auch damals haben alle Fahrzeugmodelle bis zu 2m Höhe in die Anlage gepasst, da sich die Pendel der Bürsten an die Kontur des Autos angepasst haben.
Frage: Mit welchem Fahrzeug wurde der erste Waschgang durchgeführt?
Weigele: Die ersten Testfahrzeuge waren unsere eigenen Autos, besonders der Mercedes von Herrn Sulzberger.
Frage: Woher hatten sie das Startkapital?
Weigele: Unser anfängliches Hobby bezahlten wir aus eigener Tasche.
Frage: Wie erfolgte der Ablauf in der Entwicklungsgeschichte?
Weigele: Der Rundläufer war die erste unserer Erfindungen. Darauf folgten die automatische Waschstra?Ÿe mit Münzautomat, die Portalanlage und zuletzt kamen die Nutzfahrzeugwaschanlagen und SB-Waschplätze hinzu.
Frage: Was hielten ihre Familien von dem "Zeitvertreib"? Wurden Sie unterstützt?
Weigele: Anfangs waren Familie und Freunde schon etwas skeptisch. Meine Frau besuchte mich jedoch regelmä?Ÿig mit unserer neugeborenen Tochter während der wochenendlichen Entwicklungen in der "Erfinderhütte" in Augsburg und unterstützte uns in unserer Idee.
Frage: Ein Meilenstein war sicherlich die Vergabe der Lizenzen für Produktion und Vertrieb ihrer Maschinen an den Flugzeughersteller und Maschinenbauer Messerschmitt. Wie gestaltete sich damals die Konkurrenzsituation mit Kleindienst?
Weigele: Unser Vorteil bestand darin, dass schon die ersten 1000 Waschanlagen über Messerschmitt verkauft waren, als Kleindienst erst die Produktion aufnahm. Der Markt kannte uns also bereits. Kleindienst hat dann eine frühe Version der Portalwaschanlage gebaut, was zukunftsweisend war. In der Zeit der Kleindienst-Anlagen hatte Messerschmitt allerdings noch für weitere 500 Maschinen der Version "Wesumat 3" Material vorrätig, was erst verbaut werden musste, ehe es schlie?Ÿlich in Richtung Portalanlage ging. Unsere spätere Portalanlage war dann wieder eine eigene Entwicklung, die sich technisch von der Kleindienst-Entwicklung unterschied.
Frage: Die offizielle Patentanmeldung der ersten automatischen Waschanlage erfolgte 1962. Wann wurde denn Ihre Firma WESU gegründet und wie kam der Firmensitz in Düsseldorf zustande?
Weigele: 1963 wurde zunächst unsere Firma, die WESU Weigele & Sulzberger GmbH & Co. gegründet, die für die Herstellung und den Vertrieb der Anlagen zuständig war. Alles wurde grö?Ÿer und professioneller. Nach dem Ausscheiden aus der Firma von Herrn Sulzberger 1975 gab es nur noch die WESU Weigele GmbH & Co.KG.. In der Zeit kam das Angebot unseres Lizenznehmers für Waschstra?Ÿen, der Firma IMO, den Vertrieb zu übernehmen. Gleichzeitig wurde 1975 die WESUMAT Vertriebs GmbH mit Herrn Wolfgang Decker als Geschäftsführer am Standort Düsseldorf gegründet. Herr Decker leitete dort den Vertrieb. 1985 habe ich das Unternehmen verkauft. Damit erfolgte dann die Umfirmierung der Vertriebsgesellschaft in WESUMAT Fahrzeugwaschanlagen GmbH mit Standort in Augsburg.
Frage: Wie funktionierte der Vertrieb der Anlagen, bevor sie 1963 das Unternehmen gegründet haben?
Weigele: Zuerst gab es Versuche, im kleineren Stil die Produktion der Anlagen regional zu realisieren. Aufgrund der Nachfrage vergaben wir dann später aber die Lizenz für Produktion an Messerschmitt und den Vertrieb übernahm die Firma Bensch. Somit hatten wir Zeit für die Entwicklung der ersten Waschstra?Ÿe.
Frage: Sie waren der Erfinder der ersten Waschanlage, die in eine Halle passte. Wer hat die Portalanlage wie sie in der heutigen Form bekannt ist, entwickelt?
Weigele: Die Form der heutigen Portalanlage stammte von Alois Nickl mit seinem Lizenznehmer Kleindienst, der das Modell der ersten fahrbaren Portalwaschanlage mit Bürsten entworfen hatte.
Frage: 1985 sind sie bei WESUMAT ausgestiegen. Wie viele Patente haben Sie in Ihrer aktiven Zeit zum Thema Autowäsche angemeldet?
Weigele: Das waren mehr als 200 Patente im In- und Ausland.
Frage: Wie oft waschen Sie Ihr Auto heutzutage in einer Waschanlage?
Weigele: Auch noch mit 81 Jahren wasche ich meine Autos mindestens einmal in der Woche in meinen eigens entwickelten zwei Anlagen, die verpachtet sind. Hier nutze ich jede Möglichkeit, um die Technik weiter voranzutreiben und eigene Ideen umzusetzen. Durch diese zwei Waschanlagen habe ich die Möglichkeit, fortlaufend an der Autowaschtechnik zu tüfteln.
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